Rallyeschild

Frühjahrsausfahrt „Landschaft unter, über & durch das Wasser“ und Anschlussfahrt "Kultur, Historie & Tradition“ vom 18. – 27. April 2014 in die Niederlande

Sage und schreibe 20 Teams der JaguarFreunde Süd-West hatten sich zur Frühjahrsausfahrt angemeldet. Und es wären noch mehr geworden, wäre die Kapazität nicht begrenzt gewesen. Ein unglaublicher Erfolg, besonders auch in Anbetracht dessen, dass noch keine offizielle Club-Veranstaltung unserer Gruppe über einen Zeitraum von 10 Tagen durchgeführt wurde.

Jan & Yvonne Timmer wollten uns JaguarFreunden ihre niederländische Heimat näher bringen. Soviel kann man schon vorweg nehmen: Es ist ihnen wirklich gelungen! Und zwar auf angenehmste Weise.

Nun muss man aber auch wissen, dass die beiden sich die Latte sehr hoch gelegt hatten. Erstens hatten sie noch nie eine Ausfahrt organisiert – es war ihr Erstlingswerk -, zweitens war die Distanz in die Niederlande zwecks Organisation der Tour erheblich, drittens war auch der erhebliche Aufwand zur Erstellung eines Programms für 10 Tage kein geringer und viertens, wer Jan kennt weiß, dass er Perfektionist ist, mit einem an sich selbst sehr hoch angesetzten Anspruch.

Startpunkt der Ausfahrt war am Karfreitag der Autobahnrastplatz Hunsrück Ost. Das Wetter war dem Monat April entsprechend wechselhaft und sehr kühl.

14 Teams fanden sich hier ein und erhielten ein Roadbook, wie es die allermeisten noch nie zuvor gesehen hatten. Es war unglaubliche 2 cm dick und wog 950 Gramm. Es enthielt alles, was zur Wegbeschreibung in geschriebener Form benötigt wurde; zusätzlich ergänzt mit markierten Landkarten, Beschreibungen der durchfahrenen Gegenden, Städte, Gebäude, Historie und Hinweise zu den berüchtigten, niederländischen Straßenbuckeln zur Verlangsamung der Geschwindigkeit.

Zusammen mit dem Roadbook gab es jedoch noch für jedes Team zusätzliche Accessoires als Starterkit, welche während, aber auch nach der Tour hilfreiche Dienste leisteten und leisten. Da waren zuerst einmal die orangefarbenen Regenschirme sowie Warnwesten in leuchtgelb und dann noch Kugelschreiber jeweils mit dem Clublogo der JaguarFreunde Süd-West versehen. Nicht zu vergessen die ebenfalls speziell gefertigten Textiltragetaschen und was selbstverständlich nicht fehlen durfte, richtige Rallyeschilder, jeweils mit dem Tourlogo. Everything was sponsored privately by Jan & Yvonne as give aways!

Es gab drei Tourenpakete zur Auswahl. Die eine ging über die volle Zeit von 10 Tagen, die zweite über die ersten fünf Tage und die dritte über die letzten sechs Tage. Für die Tage während der Fahrt, deren Gestaltung zur freien Verfügung stand, wurden zusätzlich sechs komplett ausgearbeitete Tagesprogramme zur freien Auswahl angeboten. Unglaublich, welche Arbeit schon alleine dafür aufgewendet wurde.

Die 14 am Startpunkt stehenden Teams – leider musste ein Team kurzfristig wegen Motorschadens am Vorabend auf ein Alltagsauto umdisponieren – gingen ziemlich pünktlich auf Strecke, um zur Mittagspause in Arcen (NL) mit Team 15 aus Krefeld zusammen zu treffen. Auch Team 16, welches am Morgen „verschlafen“ hatte, fand sich ein.

In diesem idyllischen Örtchen direkt an der Maass, erwartete uns ein gewaltiges Lunch-Buffet. Es war derart vielfältig, dass man nicht einmal von allem nur probieren konnte. Und dann kam noch das Dessertbuffet hinten nach. Einfach irre!

Nach dem Essen ging es weiter nach Utrecht ins Hotel Mitland, welches für die gesamte Dauer der Tour unser Domizil war. Schön in Parklandschaft mit Ausblick auf See gelegen, schönen Zimmern, tollen Betten, super Frühstücksbuffet, hatten wir immer einen Anlaufpunkt am Abend, an den man gerne zurück kehrte. Hier trafen wir auf Team 17: Ewout und Inae, Sohn und Schwiegertochter in spe unserer Organisatoren. Diese beiden bildeten bei den Ausfahrten immer die Nachhut und verstanden es auf das Vortrefflichste, verloren gegangene „Schafe“ wieder auf den richtigen Pfad des Roadbooks zurück zu bringen. Chapeau!!!!!!!!!!!

Zweiter Tag:

Eine wunderschön ausgewählte Strecke führte uns durch Holland. Entlang Kanälen mit hochherrschaftlichen Häusern, Herrenhäusern, Schlössern und Bauerndörfchen erreichten wir den wohl international berühmtesten Ort der Tulpenblüte, den Keukenhof.

An diesem Ostersamstag hatten sehr viele die Idee das „Mekka“ der Blumenblüten zu besichtigen. Alle zum Keukenhof führenden Straßen waren durch Megastaus verstopft. Team 18, welches in seinem Privathaus in den Niederlanden logierte, wartete bereits lange vor allen anderen, langsam eintreffenden Teilnehmern auf dem für uns reservierten Parkplatz.

Die verspätete Ankunft ermöglichte nur eine stark verkürzte Führung vor dem Mittagessen. Aber der Nachmittag bot jedem die Gelegenheit zur individuellen Besichtigung des riesigen Areals mit 800.000 blühenden Tulpen und wenigen Narzissen. Ein blühender Park ohne Gleichen.

Am frühen Abend stand eine Grachtenrundfahrt in Utrecht mit anschließendem Abendessen in einem mittelalterlichen Gewölbekeller direkt neben der Kaimauer einer Gracht auf dem Programm.

Tag drei, Ostersonntag:

Dieser führte uns von Utrecht durch wunderschöne Waldparklandschaften, vorbei an unglaublichen Residenzen des Adels und der Kaufleute. Fast ein jeder unserer Clique hatte sich seine eigenen Illusionen bezüglich des Besitzes eines dieser Komplexe und seiner Katze in der Auffahrt oder vor der Entrée stehend ausgemalt. Weiter ging es über Deichstraßen - es stand schließlich die „Flussdeltafahrt“ auf dem Programm – von denen man immer einen weiten Blick in die Landschaft hatte.

Die Mittagspause fand in einem kleinen, verträumten Dörfchen statt, welches sich hinter einem hohen Deich versteckte. Jan erzählte in dem Restaurant vor dem Essen die eine und andere Anekdote von diesem Dörfchen und einige von uns stellten sich die Frage, woher er denn dieses Insiderwissen hatte. Manche dachten, dass dies Teil des Programms sei, ähnlich unseren deutschen Weihnachtsmärchen halt niederländische Ostermärchen. Nachdem er mit seinen Ausführungen am Ende war, gab er zu erkennen, dass sein Heimatdorf sei und wir zuvor an seinen Eltern vorbei gefahren waren, welche vor ihrem Haus auf der Bank gesessen hatten.

Der Nachmittag führte uns weiter über Deichstraßen zum „Huis Doorn“. Huis Doorn war das Exilschlösschen unseres Kaiser Wilhelm II, welches das Domizil nach seiner Abdankung bis zu seinem Tod war. Viel Unbekanntes über ihn als Person, aber auch die Umständedieses Exils wurden uns bei einer exquisiten Führung vermittelt.

Der Abend endete mit einem indonesischen Buffet, welches so viel Verschiedenes geboten hatte, was man ebenfalls gar nicht alles probieren konnte.

Vierter Tag, Ostermontag:

 Und wieder stand ein Highlight auf dem Programm: Das „Louwman Museum“ in Den Haag. Die Anfahrt ging wieder durch typische Landschaften, über Deiche, durch die kleinen Gassen von Woerden, bis wir schließlich auf dem für uns reservierten Innenhof direkt vor dem Haupteingang des schlossähnlichen Gebäudes ankamen.

Was dieses Privat-Museum bietet ist unbeschreiblich. Von einem zum anderen Raum eine weitere Steigerung. Die Sammlung umfasst eigentlich alles, was mit Fahrzeugen zu tun hat. Nicht lieblos abgestellt – nein, ausgestellt, drapiert, dekoriert, einfach einzigartig. Man muss es selbst erlebt haben – beschreiben reicht nicht. Allein der große, alte Stadtplatz im Zentrum des Museums mit seinem Bistro-Restaurant ist schon ein Erlebnis für sich.

Übrigens hat Herr Louwman vor einigen Jahren das bei uns sehr bekannte Rosso Bianco Museum und das in den Niederlanden berühmte Lips-Museum, welches auch die große Spyker-Sammlung umfasste, übernommen und zum großen Teil in seine Sammlung integriert. Wer mehr über das Louwman Museum mit seinen über 250 Fahrzeuge wissen will, nachfolgend der Link: http://www.louwmanmuseum.nl

Am Abend erreichten uns schließlich noch die Teams 19 und 20, welche die Ablösung der am nächsten Morgen abreisenden Teams bildeten.

Tag fünf, Heimfahrt für die Teilnehmer der kurzen Tour:

Das Programm der Frühabreisenden wird unter Tag 10 beschrieben. Für die Teilnehmer der ganzen Tour stand dieser Tag zur freien Verfügung. Dafür waren ja schließlich die sechs Zusatztagestouren von Jan & Yvonne ausgearbeitet. Die einen fuhren mit dem Zug nach Amsterdam, andere ins Freilichtmuseum von Arnheim, verbunden mit dem Besuch des auch in Deutschland sehr bekannten Klassiker-Autohauses „The Gallery“.

Sechster Tag:

Ein Stopp auf dem Parkplatz gegenüber dem Palast Soestdijk, dem ehemaligen Wohnsitz von Königin Juliana, brachte verloren gegangene Teams wieder zusammen.

Über ehemaligen Meeresboden fuhren wir weiter durch neue Polder zu einem heute in Privathand befindlichen, historischen Dampfpumpwerk. Um uns die Funktionsweise der Pumpenanlage authentisch zu demonstrieren, ließen es sich die freiwilligen Helfer nicht nehmen, die Dampfmaschine nur für voll in Betrieb zu nehmen. Eine einmalige Gelegenheit alte Technik in Funktion zu erleben und dazu noch in pittoresker Umgebung.

Nächster Halt war das Museum „Aviodrome“, das Nationale KLM- und Fokker-Luftfahrtmuseum. Die Zeit war knapp bemessen, um das gesamte, weitläufige Museum mitsamt dem originalgetreu nachgebauten Flughafengebäude von Schipol zu besichtigen. Viele zogen es vor anstatt dem großen Außenareal mit zusätzlichen Hangars Aufmerksamkeit zu widmen, es sich auf der Terrasse gemütlich zu machen.

Das verspätete Mittagessen nahmen wir auf Schokland ein. Schokland, eine ehemalige Insel im Ijselmeer, welche durch Polderbildung zum Festland wurde. Leider hatte sich das Wetter derart verschlechtert – es schüttete aus Kübeln – dass niemand mehr Lust hatte sich das Museum anzuschauen.

Die Heimfahrt führte über Elburg, ein wunderschönes Städtchen. Die einen hatten Dank einem „Leader of the Pack“ nach Durchfahrt der Altstadt gleich den Parkplatz gefunden und konnten einen kleinen, gemütlichen Spaziergang durch das Städtchen unternehmen – andere dagegen verfingen sich fast hoffnungslos mit ihren Autos im „Elburg-Dreieck“ der Altstadtgassen und erreichten leicht entnervt den Parkplatz erst, als die erste Gruppe sich gerade anschickte diesen wieder zu verlassen.

Tag sieben:

Ein weiterer Tag stand zur freien Verfügung. Stadtbummel und shoppen in Utrecht, Käsemarkt in Gouda sind nur einige der umgestzten Aktivitäten der losgelassenen Teilnehmer.

Achter Tag:

Große Aufregung! Der 420 G von Jan & Yvonne wollte während des Warmlaufens nicht mehr weiter. Grand Malheur! Was tun? Auto stehen lassen und das Leaderteam in einen anderen Saloon dazu verfrachtet. Dies hatte den großen Vorteil, dass Jan sich nun selbst mit seinem Roadbook als Beifahrer auseinander setzen musste. Yvonne genoss es sichtlich, einmal nicht ansagen zu müssen und die fahrt im Fond genießen zu können. Es war eine lustige Fahrt, waren doch auf einmal zwei Navigatoren an Bord.

Dieser Tag war geprägt von einer Fahrt von annähernd 30 Kilometer Länge auf einem Damm, der mitten durch das Ijselmeer führt. Rechts und links nur Wasser und auf der Hälfte der Strecke „Checkpoint Charlie“ mit einer Mini-Hafenanlage. Zeit zum Kaffeetrinken. Stürmisch war’s – sehr stürmisch sogar!

Nächster Stopp: Zaandam. Die Zaanse Schans ist „das“ Mühlenmuseum in den Niederlanden. Typische Häuser und Mühlen wurden hier zu einem Komplex zusammen getragen, wieder aufgebaut und in Betrieb gebracht. Dieses Dörfchen direkt am Wasser bildet wohl eines der meist fotografierten Motive der Niederlande. Die grün-weißen Gebäude bieten sich bei strahlendem Sonnenschein geradezu an, serienweise abgelichtet zu werden.

Eine Schiffsrundfahrt bildete den Abschluss dieses Stopps.

Neunter Tag, Königstag:

Die einen gingen gleich am Morgen in die Innenstadt von Utrecht, um die gigantische, in orange getauchte, Feier zu erleben. Musik an allen Ecken, orange kostümierte Niederländer und der in seiner Größe galaktischste Trödelmarkt, den man sich nur vorstellen kann. Fast alle Gassen, Straßen und Plätze von Utrecht waren rechts und links dicht von Flohmarktständen gesäumt. Dazu zigtausend feiernde Niederländer, auch auf Musikbooten auf den Grachten.

Nur ein kleines, dreiköpfiges Grüppchen gesellte sich erst später dazu. Der 420 G musste ja für die Heimfahrt fit gemacht werden.

Zehnter und letzter Tag:

Im Konvoi fuhren wir über Autobahnen nach Eindhoven. Zum besuch des DAF-Museums. DAF war nicht nur Daffodil und Treibriemenantrieb an der de Dion Hinterachse. DAF waren und sind noch heute LKWs. Und all das Spektrum von der Rettungsbahre als Fahrradanhänger, über Militärfahrzeuge, Prototypen und Einzelstücken, aber auch Trucks der Paris – Dakkar Rally, sind eindrücklich ausgestellt.

Nach einer gemütlichen Kaffeepause trennte man sich und jeder machte sich alleine oder in kleinen Gruppen auf den Heimweg.

Es war eine grandiose Veranstaltung! Jan & Yvonne sowie Ewout & Inae sei nochmals ganz herzlich gedankt für Ihr Engagement, Ihren Einsatz, Ihre Ideen, Unterstützung und Hilfe während der Tour.

Text: Rolf Bohrmann
Fotos: Rolf Bohrmann, Hans-Günter Niehues, Karin Volz

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Parkplatz Hotel Mitland

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Keukenhof

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Holzschuhe im Keukenhof

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Grachtenfahrt in Utrecht

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Grachtenfahrt

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"Huis Dooren"

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Indonesische Reistafel

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Louwman Museum von außen

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Louwman Museum von innen

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Stadtplatz im Louwman Museum

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Spyker im Louwman Museum

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Swan Car im Louwman Museum

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Daimler Golden Zebra im Louwman Museum

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Arnheim Freilichtmuseum

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Dampfpumpanlage

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Aviodrome in Lelystad

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Utrecht

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Hagelsturm in Utrecht

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Am Markermeer

   

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Checkpoint Charly


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Zaanse Schans

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Königstag in Utrecht

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Meisjes am Königstag

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Königstag

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Jan & Yvonne

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Ewout & Inae

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Gruppenfoto